Eingeladen hatte der ApK Berlin (Landesverband Berlin e.V. Angehörige psychisch erkrankter Menschen) um im Rahmen der Woche der seelischen Gesundheit zum Thema Suizidalität trialogisch ins Gespräch zu kommen: „Das Thema Suizidalität scheint oftmals noch ein Tabuthema zu sein. Viele Menschen, Angehörige wie Betroffene, verbinden damit Ängste, Sorgen und Schuldgefühle. Umso wichtiger ist es, sich an diesem gemeinsamen Abend darüber im Sinne Trialogs auszutauschen: Wie kann ich Suizidalität ansprechen? Darf ich das überhaupt? Wir sagen: Ja, lass uns drüber reden!„, so die Einladung.
Im Trialog:
Uwe Wolf (Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie), Nora Fieling (Ex-In), Dr. Susanne Kappesser und Laura M. Angermann (ApK), (v. l.)
Neben Nora Fieling, die von Ihren Eindrücken hier berichtete, fasst Uwe Wolf, Mitglied und Organisator der trialogischen Abende des vpsg, im folgenden seine Gedanken von der Veranstaltung zusammen:
Als ich in der Vorbereitung erfuhr, dass auch Suizidhinterbliebene anwesend sein werden und ein Geschwister den Impulsvortag halten wird, wurde ich unsicher, beschlich mich ein mulmiges Gefühl. Warum? Weil mir bewußt wurde, wie selten ich direkten Kontakt mit Suizidhinterblieben, in 30 Berufsjahren vielleicht erst 2-3 mal, hatte. Eine überaus traurige Erinnerung. Die Erinnerung an ein Scheitern einer jahrelangen Behandlung eines chronisch und akut erkrankten Menschen mit einer Psychose. Ich traf die trauernde Mutter und begleitete diese bei der Beerdigung.
Mit diesen Gedanken und Erinnerungen fuhr ich von Lichtenberg bis in die Mannheimer Str. nach Wilmersdorf zum ApK. Diese knappe Stunde half mir, mich den Erinnerungen, der Aufgabe, der trialogischen Begegnung und Herausforderung langsam zu nähern.
Vor Ort traf ich auf 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Im Impulsreferat von Laura Angermann wurden sehr persönliche Erfahrungen geschildert, die ahnen ließen, welchen emotionalen Herausforderungen Angehörige beim Thema Suizidalität ausgesetzt sind. Im Verlauf kamen die verschiedenen Expert*innen zu Wort und es gelang ein respektvoller Austausch auf Augenhöhe, in dem es um die Themen Hilflosigkeit und Ohnmacht, um Verantwortung für andere und sich selbst, um die Haltung und Erfahrung des „den Anderen nicht retten können“, um Kontrolle, Ängste und Schuldgefühle „nicht alles getan zu haben“, ging.
Es war ein guter und sehr berührender, auch für mich hilfreicher trialogischer Austausch. Ich bin erfahrener und etwas sicherer im Umgang mit Suizidhinterblieben und von Suizidalität Betroffenen, außerhalb des Behandlungsrahmen geworden. Dafür danke ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Und wünsche mir mehr TRIALOG.
Die Zeitschrift „Kerbe – Forum für soziale Psychiatrie“ versammelt in der aktuellen Ausgabe (4-2023) Aufsätze aus unterschiedlichen Perspektiven zum Themenschwerpunkt Suizidaltät – Suizidprävention.
› zurück