Großes Interesse bei Auftaktveranstaltung

Am 28.10.2013 fand in der Sehitlik-Moschee in Berlin-Tempelhof die erste Veranstaltung der Reihe „Psychiatrie-Info in der Moschee“ des vpsg-Arbeitskreises „Religion und Psychiatrie“ statt.
Gekommen waren nach Angaben des Gemeindevorsteher über 80 Teilnehmer, davon etwa ein Drittel männliche Gäste, überwiegend jedoch jüngere Frauen, von denen viele auch in unterschiedlichen Funktionen in der Shetilik Gemeinde oder anderen Gemeinden aktiv sind.

Im schönen Moscheeraum eröffnete der Imam mit der Rezitation einer Koransure die Veranstaltung. Gemeindevorsteher Ender Cetin erläuterte auch die mit dieser Rezitation verbundene Heilung-fördernde Funktion, die aus der spezifischen Intonation und spirituellen Anregung erwachse.
Danach folgte eine kurze Einführung zum Anliegen und Interesse an der Psychiatrie-Info-Reihe seitens des Gemeindevorstandes und Schilderung des quasi alltäglichen Bedarfes an fachkundiger Unterstützung in der Gemeindearbeit.
Herr Cetin begrüßte sehr freundlich die Psychiaterin Frau Hatice Ayhan, die Psychologische Psychotherapeutin Frau Elif Alkan Haertwig und Nervenarzt/Psychotherapeut Dr. Norbert Mönter als Organisatoren.

Referent Dr. Norbert Mönter begann seinen Vortrag mit Ausführungen zum interreligiösen Austausch im Arbeitskreis „Religion und Psychiatrie“ des Vereins für Psychiatrie und seelische Gesundheit und den dort behandelten Themen.
Im weiteren folgten umfangreiche Informationen zu den Formen und Hintergründen, den Ursachen und den Therapiemöglichkeiten depressiver Erkrankungen. Die meisten Anwesenden waren offenkundig zweisprachig, um mögliche Verständnisschwierigkeiten zu vermeiden, erfolgte auch eine Übersetzung – jeweils zusammenfassend von Frau Dipl. Psych. Elif Alkan Haertwig, die kompetent auch die vielen Fragen an den Referenten moderierte.

Die Fragen kamen sowohl aus dem ganz persönlichen Bereich als auch zu generellen Fragen des Umgangs mit psychischen Erkrankungen. Besonders intensiv diskutiert wurden die Bewertung des Suizides (oft kein Totengebet im Islam, aber Bestattung auf allgemeinem Friedhof); Suizidquoten in unterschiedlichen Ländern und die hohe Rate an Suiziden unter jungen türkischen Migrantinnen in Deutschland wurden engagiert erörtert.
„Westliche“ Psychotherapie-Therapieindikationen und der stark familien- und nachbarschaftsbezogene Lebensstil türkischer Migranten wurden differenziert und anschaulich in Bezug gesetzt: es kam zu wirklich ausgesprochen spannenden Diskussionen bei lebhafter Beteiligung.

Die Veranstaltung ging über fast 3 Stunden, auch danach bei Tee und süßem Gebäck wurde eifrig weiter diskutiert. Immer wieder wurde das starke Interesse an psychiatrischen Themen, an Information und Beratung betont.
Die ausgelegten Informationsblätter zur Depression auf Deutsch und Türkisch (Berliner Bündnis gegen Depression) fanden große Nachfrage.

Die Reihe wird fortgesetzt am 25.11.2013 um 18.00 Uhr in der Sehitlik-Moschee (Columbiadamm 128, 10965 Berlin) mit einem Vortrag von
Dr. Norbert Hümbs zum Thema „Schizophrenie“, sowie mit einem Kurz-Vortrag zum Krankheitsverständnis im Islam (vorr. Referent: Ender Cetin).

(Autor: Dr. N. Mönter)

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